Menschen im Portrait

Gemeinsam mit Sarah Laura Ebensperger und Jan Weimer von der Refugee Support Tour habe ich Geflüchtete interviewt und sie portraitiert. Woher und warum kommen sie nach Europa? Was haben sie erlebt und was denken sie über den Kontinent, der ihr neues Zuhause sein soll? Diese und weitere Fragen beantworten sie in den persönlichen Berichten. Aus Persönlichkeitsgründen haben wir andere Namen verwendet.

Roya und Bassam aus Syrien

Roya und Bassam aus Syrien
Bild 4 von 4

Die Interviewpartnerin Roya wollte leider nicht mit auf das Foto. "Unter anderen Umständen vielleicht". Stattdessen posiert ihre Tochter mit ihrem Mann

Die 38-jährige Roya ist mit ihrem Mann Bassam (42 Jahre) und ihren beiden Kindern aus der syrischen Stadt Malkia nach Europa geflohen. Die kurdische Familie bezahlte 23 000 Euro, um auf dem Landweg von Schmugglern gefahren zu werden. In nur einem Tag wurden sie, versteckt in einer kleinen Kammer in einem Auto, von Syrien nach Idomeni gebracht. “Wir sind sehr froh, dass wir das Geld hatten, um so dem Risiko einer Seeüberquerung entgehen zukönnen”, erzählt Roya. Ihr Mann Bassam ergänzt, Geld würde nichts im Vergleich zu dem Leben wert sein, deshalb hätten sie soviel für die sichere Überfahrt ausgegeben. Sie erzählen, dass sie seit 15 Tagen in Idomeni auf ihre Weiterreise warten würden. Für sich selbst hätten sie keine extra Kleidung mitnehmen können, nur für ihre Kinder. In Syrien war Roya Englischlehrerin und ihr Mann arbeitete in einer Tankstelle. Ihr Ziel ist Deutschland und wenn sie es erreicht haben, möchte sie als Arabisch- und Englischlehrerin arbeiten.

Roya meint, sie hätten keine Ahnung, was sie machen sollten, wenn sie nicht nach Mazedonien eingelassen werden würden. “Wir wollen zwar so schnell wie möglich wieder nach Syrien zurück, aber solange dort Krieg herrscht, können wir das nicht. Wir haben dort Angst um unser Leben.” Wenn sie für Essen bei einer der Hilfsorganisationen anstehen, müssen sie bis zu zwei Stunden warten und dann bekäme sie nur 2 Sandwiches für die ganze Familie, erzählt Roya. Am Abend bekommen sie die einzige warme Mahlzeit von einer internationalen anarchistischen Gruppe. “Die behandeln uns dort anders als bei den großen Organisationen”, meint Bassam. Oft gehen sie auch in den nahegelegenden Ort und kaufen dort für sich dringend benötigte Dinge ein.

Er meint, er könne zwar verstehen, dass die Menschen in Deutschland wegen der vielen Geflüchteten besorgt seien. “Aber wir Kurden sind keine schlechten Menschen”, sagt er. “Wir haben nie einen Krieg begonnen oder irgendjemandem etwas getan.” Niemand müsse Angst vor ihnen haben, sagt Bassam .Er gibt zu bedenken, dass Deutschland vielleicht irgendwann ihre Hilfe brauchen würden und dann würden die Kurden helfen. Sein Sohn ruft aus dem Zelt heraus: “Ihr müsst uns über die Grenze lassen. Das ist auch unsere Welt und nicht nur eure.”

Als sie geflohen sind,haben sie alle persönlichen Gegenstände zurückgelassen, erzählt Roya. “Wir haben unseren Kindern gesagt, wir werden alles neu kaufen, wenn wir in unserem neuen Zuhause angekommen sind”, sagt sie. “Jetzt fragen sie jeden Tag, wann das sein wird und ich kann es ihnen keine Antwort geben”.

Ihr Mann meint, Syrien hätte in der Vergangenheit oft Flüchtlinge aus Nachbarländern aufgenommen. Wenn ein Krieg in Europa ausbrechen würde, würden sie das auch mit dessen Flüchtlingen so machen. “Wir sind doch alle Nachbarn und müssen einander unterstützen.”, sagt er.